Jüdische Filmfestivals sind zentral für die Auseinandersetzung mit ‚Jüdischem Film‘: Sie haben maßgeblich zur Durchsetzung des Begriffs aus der Filmkultur heraus beigetragen und sind Orte der Diskursivierung des Gegenstandes und der Aushandlungen jüdischer Perspektiven und Lebenswelten. Von der ersten Ausgabe des Jüdischen Filmfestivals in San Francisco 1981 bis heute ist die Zahl der jüdischen Filmfestivals weltweit auf ungefähr 180 angewachsen. Diese Entwicklung hängt mit Entwicklungen jüdischer Communities in den Ländern, aber auch dem Entstehen einer florierenden und diversen Filmfestivalszene zusammen. Doch wie lässt sich der Gegenstand ‚Jüdischer Film‘ anhand der Programmierungsarbeit jüdischer Filmfestivals beschreiben und verstehen?
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Jüdische Filmfestivals sind zentral für die Auseinandersetzung mit ‚Jüdischem Film‘: Sie haben maßgeblich zur Durchsetzung des Begriffs aus der Filmkultur heraus beigetragen und sind Orte der Diskursivierung des Gegenstandes und der Aushandlungen jüdischer Perspektiven und Lebenswelten. Außerdem haben sie einen Festivalcircuit geschaffen, durch den sie nicht nur die Filmindustrie (Produktion und Distribution) beeinflussen, sondern auch die Filmgeschichte, denn sie tragen, unter anderem, zur Bildung eines (jüdischen) Filmkanons bei. Von der ersten Ausgabe des Jüdischen Filmfestivals in San Francisco 1981 bis heute ist die Zahl auf fast 180 Filmfestivals angewachsen und wenn man Filmreihen und Filmclubs dazu zählt, sind es sogar 2000. Dennoch bilden jüdische Filmfestivals noch ein Desiderat in den wissenschaftlichen Auseinandersetzungen, sowohl in der Filmfestivalforschung als auch in den Jüdischen Studien. Es gibt Jubiläumsausgaben oder vereinzelte wissenschaftliche Artikel zu einzelnen Filmfestivals. Insgesamt fehlt jedoch Forschung zur Entstehung und Charakterisierung jüdischer Filmfestivals. Hier setzt das Dissertationsprojekt an und versucht einerseits über eine breite Datenerhebung und andererseits anhand von drei case studies eine Typologie jüdischer Filmfestivals zu entwickeln und ein Verständnis ‚jüdischen Films‘ aus der Programmierungsarbeit abzuleiten.
Im Zentrum der Arbeit steht die Erforschung des Gegenstandes ‚Jüdischer Film‘ anhand der Programmierungsarbeit und der Selbstverständnisse jüdischer Filmfestivals. Dabei wird erstens untersucht, was Jüdische Filmfestivals als ihren Gegenstand verstehen und wie sie diesen darstellen und vermitteln; zweitens welche diskursiven Räume dabei entstehen und inwiefern jüdische Themen in ihnen verhandelt werden; und drittens inwiefern jüdische Filmfestivals sich am Schreiben einer jüdischen Filmgeschichte beteiligen, die, unter anderem, auch in Retrospektiven erzählt wird.
Die historischen und kulturellen Unterschiede, die den jeweiligen Verständnissen von ‚Jüdischem Film‘ unterliegen, können dabei in den Blick genommen werden. Der Gegenstand ‚Jüdischer Film‘ wird aus der filmpraktischen Arbeit heraus durch die Programmierungsarbeit jüdischer Filmfestivals untersucht und beschrieben und die Festivals als diskursive Orte verstanden, die für die Formung (jüdischer) Filmgeschichte und ‑kultur essentiell sind.
Die Forschungsgruppe wird vom PostDocNetwork Brandenburg gefördert.